Egal ob Bedienungs-, Wasch- und Pflegeanleitungen – jeder Gegenstand, der gezielter Bedienung bedarf, sogar Socken, Unterhosen und der neue Topf für die Küche, haben eine. Was macht eine solche „Waschanleitung“ auch fürs tägliche Business so wertvoll?
Im Normalfall lese ich Anleitungen für einen neuen Gegenstand nur dann, wenn er mir zu kompliziert oder zu wertvoll für „einfach loslegen und anwenden“ erscheint. Oder wenn der benutzte Gegenstand anders reagiert, als wir es selbst erwartet hätten. Zum Beispiel, wenn der Pullover am Ende doch eingelaufen ist. Im Klartext: Ich versichere mich erst im Nachhinein, ob ich selbst schuld bin, oder ob ich die „Schuld“ auf den Gegenstand schieben kann. Und das obwohl ich die Informationen über das was der Gegenstand braucht und was ich dafür tun könnte, dass es so bleibt, bereits vorher hatte.
Auch wir Menschen haben solche Anleitungen. Sie sind nur weder aufgeschrieben, noch hängen sie gedruckt an uns dran. Schade eigentlich.
Denn wie hilfreich wäre es, wenn wir schon im Vorfeld wissen könnten, wie unser neuer Mitarbeiter, Kollege oder Chef behandelt werden möchte. Was ihm oder ihr wichtig im Umgang ist und was wir lieber nicht tun sollten. Wir könnten gezielt Reibungspunkte vermeiden.
Hierbei geht es nicht um Informationen die Amazon, Google und Konsorten von uns sammeln und die wir aus dem Netz holen könnten. Es geht um Vorlieben, Eigenheiten, Abneigungen etc. die, schnell zu Sand im Getriebe führen können, wenn sie nicht gesehen und verstanden werden.
Jetzt könnte ich sagen: „Das ist doch selbstverständlich – ich gehe respektvoll, freundlich und höflich mit meinem Gegenüber um. Das passt bei allen.“ Aber weiß ich wirklich, was für mein Gegenüber „Respekt, Freundlichkeit und Höflichkeit“ bedeutet?
Für den Büronachbar mir gegenüber bedeutet „Respekt“ möglicherweise, dass er morgens bis 10 Uhr am liebsten komplett in Ruhe gelassen wird und jedes freundliche „Guten Morgen“ und „Na, wie geht’s denn heute?“ seine Konzentration aushebelt.
Für die Kollegin im Zweierbüro könnte „Respekt“ bedeuten, dass ich um Zustimmung bitte, bevor ich das Fenster zum Lüften öffne und dass ich mich bedanke, wenn die Kollegin das Druckerpapier des gemeinsamen Druckers aufgefüllt hat.
Sind das Dinge, die ich, ohne den anderen zu kennen, wissen kann? Normalerweise nicht. Ich erfahre es meist erst dann, wenn das Gegenüber „anders reagiert, als erwartet“ und das Zusammenleben nicht mehr reibungsfrei funktioniert. Bei einem Gegenstand würde und könnte ich jetzt die gängigen Suchmaschinen, Foren und die Anleitung konsultieren. Und bei meinem Gegenüber? Da hilft Nachfragen. Und wenn ich schon dabei bin – warum frage ich nicht auch mich selbst, um anderen meine „Waschanleitung“ mitgeben zu können?
Diese Fragestellungen können dabei behilflich sein:
- Was brauche ich, um im täglichen Zusammensein gut zu „funktionieren“?
- Was ist für mich ein absolutes „No Go“?
- Habe ich Besonderheiten, die zu Irritation beim Gegenüber führen könnten? (Beispiele: „Wenn ich konzentriert schaue, denken andere manchmal, dass ich sauer bin.“ oder „Ich bin erst ab dem 2. Kaffee so richtig ansprechbar.“)
Es ist immer sinnvoll darüber zu sprechen, gerne auch mit langjährigen Kollegen und Bekannten, der Familie oder dem eigenen Partner.
Denn es könnte sein, dass Sie Ihre „Lieblingsjeans“ (d.h. Kollegen, Freunde, Partner, usw.) schon seit Jahren optimaler waschen könnten.