Wenn Sie an Coaching denken, was fällt Ihnen dazu ein? – Wahrscheinlich zwei Menschen, die intensiv an einem oder mehreren Themen arbeiten. Der eine ist der Coach, der Andere ist der Coachee. Das Ganze läuft meistens so 1-2 Stunden und findet in einem nett eingerichteten Raum mit zwei Sesseln o.ä. statt. So oder so ähnlich stellen sich das wahrscheinlich die Meisten von uns vor, oder?

Nun stellen sich die Fragen: Warum eigentlich? Wer sagt, dass es so sein muss? Und noch viel wichtiger:  Ist es so überhaupt am sinnvollsten und wirkungsvollsten?

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es am wichtigsten ist, dass die zwei Menschen, Coach und Coachee, gut miteinander können, ein Vertrauensverhältnis zu einander besteht und der Coach für den Coachee ein hilfreicher Sparringspartner ist. Dabei kommt es darauf an, dass der Coach die richtigen Fragen stellt und nachhakt, auch wenn das Thema dem Coachee mal unangenehm ist. Zusätzlich ist es seine Aufgabe dran zu bleiben und den Coachee dadurch zu neuen Ideen oder spannenden, anderen Sichtweisen zu inspirieren oder einfach nur mehr Struktur und Klarheit in sein „Gedankenkarussell“ zu bringen.

Es wird wohl kaum jemand bestreiten, dass das die Basis sein sollte?!

Was ich aber sehr wohl in Frage stelle, ist, das starre Konzept der Zeit und des Ortes von dem doch so viele ausgehen. Oft braucht es nur mal einen kurzen Moment, um die eigenen Gedanken zu sortieren oder eine Thematik mal von einer anderen Seite zu betrachten. Ein anderes Mal braucht es eher 1-2 Tage, dass man überhaupt an die tiefvergrabenen Themen hinter der Problematik an der Oberfläche kommt. Je nach Persönlichkeit dauert es auch eine gewisse Zeit, bis der Coachee das Gefühl hat, sich wirklich öffnen zu können und Reflexionen, die richtig tief gehen, tatsächlich zuzulassen zu können.

Deswegen bin ich davon überzeugt, dass es notwendig und hilfreich ist, das starre „Wir treffen uns jede Woche für eine Stunde“-Konzept zu lockern und in den Bedürfnissen angepassten Formaten zu denken. Was den Zeitaspekt angeht, kann man dafür beispielsweise ein Stundenkontingent nutzen, das der Coachee relativ flexibel, je nach Verfügbarkeit des Coaches natürlich, per Telefon (auch nur für eine kurze Frage, etc.), Video-Call oder natürlich auch einem persönlichen Gespräch nutzen kann.

Auch der Ort des Coachings darf sich den Bedürfnissen des Coachees anpassen. Mal begleitet der Coach den Coachee während einer Geschäftsreise im Flugzeug oder der Bahn – warum nicht die Reisezeit für intensive Gespräche nutzen, wenn es die Themen und die Privatsphäre hergeben. Mal zieht man sich gemeinsam an einen inspirierenden Ort zurück, um dort ganz zu sich zu kommen, sich zu erholen und gleichzeitig mit der Entspannung an andere Themen und Ressourcen zu kommen. Das kann ein Baumhaus-Hotel, ein Airbnb im Grünen, eine Hütte auf einem Berg, verbunden mit einer Wanderung (im Gehen fließen oft die Gedanken noch mehr…) oder auf einem Hausboot sein.

Der Kreativität sind dabei kaum Grenzen gesetzt. Es kommt einzig darauf an, wo sich Coach und Coachee wohlfühlen, was das Zeit- und Finanzbudget hergibt und welche Themen es zu klären gibt. Warum nicht das Nützliche mit dem Schönen verbinden? Vor allem, da wir ja bereits von vielen Studien gelernt haben, dass wir vor allem dann besonders gute Ideen haben, erfolgreich arbeiten und unser gesamtes Potential abrufen können, wenn wir in einer entspannten Atmosphäre sind und uns wohlfühlen. Also… worauf warten wir?! Der Berg, der Baum und der See rufen…